| Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm 2026 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | TOP 2 Beschluss Kommunalwahlprogramm 2026 |
| Status: | Beschluss |
| Beschlossen am: | 20.11.2025 |
| Antragshistorie: | Version 2 |
Mobilität
Text
Mobilität
Wir wollen die kommunale Mobilitätswende gemeinsam gestalten. Hierfür soll der
Umweltverbund bestehend aus Fuß- und Radverkehr sowie ÖPNV ausgebaut werden.
Unser Ziel ist, dass alle Orte in der Stadt und im Umkreis unabhängig vom Besitz
eines PKWs gut erreicht werden können. Menschen mit geringem Einkommen sollen
einen günstigen Zugang zum ÖPNV erhalten. Damit erreichen wir sozial gerechte
Teilhabe.
Alternativen wie Lastenräder, Carsharing, Park&Bike, Jobticket, neue
Logistikkonzepte usw. wollen wir gezielt fördern. Die Angebote sollen
barrierefrei in digitaler und auch analoger Form bereitgestellt werden.
Kommunale Mobilitätswende angehen
Wir setzen uns für eine Mobilitätswende ein. Der Umweltverbund, bestehend aus
Bus, Bahn, Fahrrad- und Fußverkehr, soll so leistungsfähig und attraktiv werden,
dass er die erste Wahl für alle Menschen in Bamberg ist. Dann kann auf den
motorisierten Individualverkehr (MIV) im Stadtbereich weitgehend verzichtet
werden. Auf den frei werdenden Flächen sollen sichere Begegnungsräume mit hoher
Aufenthaltsqualität bei guter Luft, angenehmer Temperatur und weniger Lärm
entstehen (siehe dazu Kapitel Stadtentwicklung LINK).
Wir stehen zu den Zielen des Verkehrsentwicklungsplans, insbesondere dazu, die
Zahl der Wege im Umweltverbund deutlich zu erhöhen. Für den Umweltverbund wollen
wir qualitativ hochwertige Wege und die vorrangige Beseitigung akuter Mängel.
Sichere und gut ausgeschilderte Wege erleichtern den Umstieg vom Auto auf den
Umweltverbund. Alle Investitionen und Maßnahmen im Verkehrsbereich unterstützen
die Klimaziele der Stadt Bamberg und die Verkehrssicherheit.
Hierauf müssen sich auch die Stadtwerke als kommunaler Akteur durch
Fahrplanangebot, Fahrzeugpark, ÖPNV-Netzgestaltung, neue bedarfsgerechte
Mobilitätsangebote, Ruftaxis, Preispolitik, Angebote zum Teilen von Autos und
Fahrrädern einstellen. Dabei soll auch die Zusammenarbeit mit anderen
Mobilitätsanbietern erwogen werden.
Unser Ziel ist es, unnötigen Verkehr zu vermeiden, indem die Nahversorgung in
den Stadtteilen gewährleistet ist, Quartiere durch kulturelle, soziale und
sportliche Angebote gestärkt werden oder Verwaltungsvorgänge per Internet
erledigt werden können.
Wir wollen bei der Mobilitätsplanung die Verkehrsarten fördern, die am wenigsten
Fläche beanspruchen, damit diese knappe Ressource vorteilhaft für andere Ziele
genutzt werden kann. Dies soll auch in der Überarbeitung des
Flächennutzungsplans und der Stellplatzsatzung berücksichtigt werden.
Mobilität zu Fuß fördern
Der Fußverkehr ist die sozialste und umweltverträglichste Art der Fortbewegung.
Daher soll er besonderen Schutz erfahren und aufgewertet werden. Insbesondere
für Personen, die auf die Fußmobilität angewiesen sind, sollen gute und sichere
Wege bereitstehen.
Wir fordern ein umfassendes Fußwege-Monitoring. Das heißt, dass nacheinander
jeder einzelne Fußweg auf seine Tauglichkeit nach klaren Kriterien, etwa
Zustand, Breite und Material, überprüft wird. Sollte ein Fußweg Mängel
aufweisen, werden entsprechende Maßnahmen geprüft und möglichst zeitnah
eingeleitet.
Ausreichend lange Grünphasen für Menschen zu Fuß und
Geschwindigkeitsüberwachungen in Tempo-30-Zonen und Hauptverkehrsstraßen erhöhen
die Sicherheit. Notwendig ist auch eine intensivere Überwachung des ruhenden
Verkehrs im gesamten Stadtgebiet. Zugeparkte Gehwege, Rampen, Radwege und
Fußgängerübergänge gefährden die Sicherheit und schränken die Barrierefreiheit
ein. Wir setzen uns zudem für den weiteren Aus- und Umbau barrierearmer Wege und
Zugänge ein.
Zu Fuß zu Schule und Kindergarten soll Standard werden. Wir wollen sichere Wege
und begleitende Maßnahmen, etwa Laufgemeinschaften für Kinder, die in kleinen
Gruppen ihre Wege selbständig meistern können.
Wo möglich, sollen Rad- und Fußwege getrennt werden, um Konflikte zu vermeiden.
Wir wollen die Aufenthaltsqualität in der Kernstadt verbessern, indem das
Verkehrsaufkommen reduziert wird und Schrittgeschwindigkeit gilt. Neben dem
Fußverkehr und den Anwohnenden, profitieren davon insbesondere auch die lokalen
Gewerbetreibenden, wie andere Städte eindrucksvoll beweisen. Alle
Verkehrsteilnehmenden sind gleichberechtigt und nehmen aufeinander Rücksicht.
Dies muss durch bauliche Maßnahmen unterstützt werden.
Fahrradverkehr fördern
Wir wollen die vom Stadtrat beschlossenen Ziele des Radentscheids Bamberg weiter
umsetzen. Dazu gehören nicht nur separate Radwege, insbesondere in Form von
Cityrouten, sondern auch sichere Kreuzungen und leicht zugängliche sowie
beleuchtete Stellplätze für Fahrräder aller Art in ausreichender Zahl. Damit
sollen auch die gemischten Verkehrswege mit Fußgänger:innen reduziert werden.
Mobilitätseingeschränkte Menschen mit Spezialrädern, wie Trikes, benötigen für
diese mehr Platz. Gleiches gilt für Lastenräder und Radgespanne mit Anhänger.
Spezielle öffentliche Stellplätze wollen wir über die Stellplatzsatzung fördern.
Notwendig ist ebenso die Einrichtung komfortabler und nachhaltig gestalteter
Cityrouten mit klarer Beschilderung, die den Radverkehr optimieren. Wir stehen
für eine intensive Zusammenarbeit der Stadt mit dem Landkreis beim Projekt zur
Förderung des Alltagsradverkehrs und beim Ausbau von Radschnellwegen. Ziel ist
es, die Stadt und die Umlandgemeinden besser zu verknüpfen, z.B. mit dem
Metropolradweg und dem daran anschließenden Fahrradknoten Süd. Dabei handelt es
sich um einen Radschnellweg im Gebiet Forchheim-Bamberg-Aurachtal mit
entsprechender Anbindung an die Stadt Bamberg.
Kreuzungen sind bei Neu- und Umbau so zu gestalten, dass die Leistungsfähigkeit
und Sicherheit für den Rad- und Fußverkehr verbessert wird.
Die Stadt hat außerdem für einen verlässlichen Winterdienst auf Radwegen sowie
für gut ausgeschilderte und praktikable Radwegführungen in Baustellenbereichen
Sorge zu tragen. Dies ist auch mit Blick auf den bevorstehenden Bahnausbau
zentral.
Darüber hinaus setzen wir uns für regelmäßige Fahrradtrainingseinheiten ein, die
dabei helfen, Berührungsängste abzubauen und Menschen vom Fahrrad als
Transportmittel zu überzeugen.
ÖPNV ausbauen
Die wichtigste Voraussetzung für einen attraktiven und bürgernahen ÖPNV ist ein
gut ausgebautes Liniennetz mit dichten Taktzeiten. Seit dem Bau des ZOB ist das
Netz der Stadtwerke im Wesentlichen unverändert und wird den Anforderungen der
Menschen in der Stadt nicht mehr gerecht. Für Verbesserungen kann auf
vielfältige Ideen aus der Bürgerschaft, aus Vereinen und Verbänden
zurückgegriffen werden. Die Ideen umfassen etwa Ring- und Tangentiallinien,
Durchmesserlinien, spürbare Verbesserungen beim Abend- und Nachtverkehr oder
autonom fahrende Busse.
Der ÖPNV muss im Straßenverkehr Vorrang erhalten durch mehr Bustrassen und
spezielle Ampelschaltungen. Wir setzen uns dafür ein, dass die Stadtwerke
künftig nur noch Busse mit emissionsfreien Antrieben beschaffen. Bei der
Ausschreibung von Fahrleistungen an Dritte sollen Anreize zur Nutzung von Bussen
mit emissionsfreien Antrieben geschaffen werden.
Sobald die rechtlichen Voraussetzungen vorliegen, sollen autonom fahrende Busse
eingesetzt werden. Sie können beispielsweise in Schwachlastzeiten, als Shuttle-
Busse oder zur Taktverstärkung wesentlich zu einer Verbesserung des ÖPNV-
Angebots beitragen.
Die Stadtwerke beteiligen ihre Fahrgäste künftig auch an den Planungen des
Busangebots als ÖPNV-Testfahrgäste.
Der Nahverkehrsplan ist gemeinsam mit dem Landkreis dringend zu verbessern.
Dadurch soll das Erfordernis, mit dem Auto nach Bamberg hinein zu fahren,
deutlich reduziert werden.
Die Stadt soll zudem ein Jobticket-Angebot bei Beschäftigten und Unternehmen
offensiv bewerben und entsprechende Kampagnen initiieren.
Zur Nutzung des ÖPNV gehört auch die barrierefreie Bereitstellung von
Informationen sowie ein niveaugleicher Einstieg. Wettergeschützte und gut
verschattete Warte- und Sitzmöglichkeiten in ausreichender Zahl sollen den
Aufenthalt an Haltestellen verbessern. Umsteigeverbindungen sollen für Menschen
mit Handicap optimiert werden.
Mobilitätszentralen in den Quartierbüros in den Stadtteilen sollen die
Bürger:innen bei der Nutzung des Umweltverbundes unterstützen.
Autoverkehr, Transport und Dienstleistungen besser gestalten
Durch die Schaffung von attraktiven und innovativen Alternativen am Stadtrand,
darunter Park & Ride, Park & Bike und vernetzte ÖPNV-Anbindungen, soll der
Autoverkehr aus dem Umland weitestgehend vermieden werden. Der öffentliche
Parkraum in der Stadt soll konsequent bewirtschaftet und ausgelastet werden.
Die Stadt soll in Zusammenarbeit mit den Gewerbetreibenden ein City-Logistik-
System zur Belieferung der Geschäfte und von Paketen an Privat-Haushalte
etablieren, um LKW-Fahrten im Stadtgebiet zu vermeiden. Waren werden bevorzugt
mit kleineren Fahrzeugen zu den Empfänger:innen in der Innenstadt transportiert.
Es soll ein Mobilitätsprojekt Grünes Parken angeboten werden, bei dem sich
Nachbarschaften zusammenschließen, um durch Carsharing den Bedarf an
Stellplätzen zu reduzieren. Die freiwerdenden Flächen kann die Stadt zu
Parkflächen für Lastenräder, Ladestationen für E-Bikes oder Grünflächen
umgestalten, je nach Bedarf der Nachbarschaft.
Wir wollen, dass eine Infrastruktur für Carsharing und Fahrgemeinschaften
bereitgestellt wird.
Wir sprechen uns gegen Anreize für die Nutzung des MIV aus etwa die
Parkkostenerstattung. Die Kosten für die Pflege und den Erhalt der Parkplätze
sollen stärker von den Nutzenden getragen werden. Die Einnahmen kommen dem
Infrastrukturausbau des Rad-, Bus- und Fußverkehrs zugute. So wird Mobilität für
alle Menschen gewährleistet.
Wir wollen einen Ausbau der Elektromobilität. Darum setzen wir uns dafür ein,
dass Ladestationen in allen künftigen Bebauungsplänen, bei Straßenbauarbeiten
und bei städtebaulichen Verträgen in großer Zahl eingeplant werden. Wir wollen,
dass die Stadtwerke Bamberg ihr Angebot an öffentlichen Ladepunkten im gesamten
Stadtgebiet deutlich ausbaut und dabei insbesondere mehr DC-Schnelllader
anbietet.
Bei der Nutzung von E-Scootern wollen wir darauf hinwirken, dass das Fahren und
Abstellen im öffentlichen Raum störungsfrei erfolgt.
Für die Verkehrssicherheit wollen wir Tempo 30 einführen, etwa an besonders
gefahren- und unfallträchtigen Stellen sowie im Umfeld von sozialen
Einrichtungen und Schulen (siehe dazu auch Kapitel Bildung LINK). Die
gesetzlichen Möglichkeiten zur Einrichtung von Tempo-30-Zonen sollen so weit wie
möglich ausgeschöpft werden.
Bahnhofsplatz umgestalten
Der Bahnhofsvorplatz soll zu einem attraktiven Eingangstor in unsere Stadt
werden. Als moderne Mobilitätsdrehscheibe vereint er die Angebote des
Umweltverbundes mit Aufenthaltsqualität.
Wir wollen schnellstmöglich einen regionalen Omnibusbahnhof (ROB), der die Busse
aus dem Umland mit den Stadtbussen und den Regional- und Fernzügen verknüpft.
Außerdem soll durch ein deutlich besseres Busangebot der Linien aus und in den
Landkreis für optimale Umsteigemöglichkeiten gesorgt werden.
Wir wollen sichere, ausreichend überdachte und mehrheitlich unentgeltliche
Abstellmöglichkeiten für Fahrräder auf beiden Seiten des Bahngeländes.
Am Zugang Brennerstraße soll eine weitere Anzeigetafel für die Züge (und Busse)
installiert werden.
Der Bahnausbau muss genutzt werden, um bevorzugt Infrastruktur für den
Umweltverbund zu errichten und die Reduzierung des MIV zu ermöglichen, z. B. bei
der Ausgestaltung der Unterführungen und deren Anbindung. Insbesondere in der
Bauphase ist darauf zu achten, dass der Fuß-, Rad- und Busverkehr gegenüber dem
MIV nicht benachteiligt wird. Auf diese Weise soll zum Umstieg auf nachhaltige
Mobilitätsformen motiviert werden.
Flugplatz nicht ausweiten
Wir sehen keinen Bedarf die Infrastruktur für den Flugverkehr auszuweiten. Die
derzeitigen Flächen sind ausreichend.