| Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm 2026 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | TOP 2 Beschluss Kommunalwahlprogramm 2026 |
| Status: | Beschluss |
| Beschlossen am: | 20.11.2025 |
| Antragshistorie: | Version 3 |
Migration und Integration
Text
Migration und Integration
Kulturelle Vielfalt ist eine große Chance für Bamberg. Damit das Zusammenleben
gut gelingt, wollen wir Rahmenbedingungen schaffen, die Integration fördern und
allen Menschen frühe und dauerhafte Teilhabe ermöglichen. Dabei nehmen wir
Sorgen und Bedürfnisse aller ernst – auf der gemeinsamen Grundlage der Werte
unseres Grundgesetzes. Unser Ziel ist eine Stadtgesellschaft, in der wir
einander mit Respekt, Wertschätzung und auf Augenhöhe begegnen.
Antidiskriminierungsstelle stärken
Viele Menschen erleben Ausgrenzung und Benachteiligung. Das nehmen wir nicht hin
und möchten darum die bestehende Antidiskriminierungsstelle der Stadt stärken –
mit mehr Personal und finanzieller Unterstützung, um Betroffene wirksam zu
unterstützen und Veränderung zu ermöglichen.
Zugang zum Arbeitsmarkt erleichtern
Wir wollen Menschen mit Migrationshintergrund einen schnellen und
unbürokratischen Zugang zu Arbeit ermöglichen, mehr Unterstützung bei
Weiterqualifizierung bieten und ihre Unternehmensgründungen fördern. Dafür
wollen wir Jobcenter und Verwaltung finanziell und personell besser ausstatten.
Viele Menschen mit Migrationshintergrund sind gut qualifiziert. Damit ihre
Integration in den Arbeitsmarkt schneller gelingt, wollen wir sicherstellen,
dass Abschlüsse zügig anerkannt, überflüssige Sprachhürden abgebaut und
berufliche Fähigkeiten bereits bei der Ankunft erfasst werden.
Beim Amt für Wirtschaft wollen wir ein Vernetzungsangebot für kleine und
mittlere Betriebe schaffen, die Menschen mit Migrationshintergrund beschäftigen,
etwa durch gemeinsame Sprachkurse oder Förderprogramme.
Vielfalt in der Stadtverwaltung weiterentwickeln
Wir werden darauf achten, dass die Stadt und ihre Tochterunternehmen bei
Neueinstellungen das Potenzial von Menschen mit vielfältiger Herkunft stärker
berücksichtigt und dabei auch Geschlechtergerechtigkeit sicherstellen.
Wir wollen sicherstellen, dass die Verwaltung als Ansprechpartnerin für alle
Menschen auftritt und ihre Kultur der Offenheit und Wertschätzung nach innen und
außen weiterentwickelt. Dafür setzen wir auf Fortbildungen zu kultureller
Vielfalt, Informationsangebote in mehreren Sprachen und in leichter Sprache.
Digitale Tools, Übersetzungsprogramme und Künstliche Intelligenz sollen den
Alltag für Verwaltung und Menschen erleichtern. Zudem wollen wir den Zugang zu
Übersetzungsdienstleistungen ausbauen.
Wir wollen eine städtische Koordinationsstelle für Integration schaffen. Sie
soll die Zusammenarbeit von Stadt, Unternehmen, kirchlichen Trägern und
Zivilgesellschaft organisieren und sich aktiv mit Landes-, Bundes- und
Europaebene vernetzen.
Sprache als Schlüssel zur Integration fördern
Sprache ist ein zentraler Teil der Identität und Voraussetzung für gelingende
Integration. Deshalb wollen wir Sprachförderung von Anfang an – in Kitas,
Schulen, Ausbildung, Studium und im Berufsleben.
Wir setzen uns für ein verbindliches Sprachförderkonzept in Kitas und Schulen
ein. Dazu gehören mehr Personal, Fortbildungen und Angebote wie Brückenklassen
oder Sprachgruppen, die bereits gute Erfolge zeigen. Lehrkräfte und
Erziehungspersonen sollen zudem besser für interkulturelle Settings qualifiziert
werden.
Wir wollen, dass mehr Sprachkurse angeboten werden und diese früher mit dem
Arbeitsmarkt verknüpfen und auch berufsbegleitend anbieten – vor Ort und
digital. Fehlende Kita-Plätze müssen dringend geschaffen werden, damit auch
Eltern und Alleinerziehende Sprachkurse besuchen können. Bis dahin soll ein
Projekt nach dem Berliner Modell „Stadtteilmütter“ Familien direkt zu Hause beim
Spracherwerb unterstützen. Neben klassischen Kursen wollen wir Sprachtandems,
muttersprachliche Hausaufgabenhilfe und digitale Lern-Tools fördern.
Grundlage aller Maßnahmen soll eine umfassende Analyse der Wohn- und
Betreuungssituation sein, um gleiche Chancen für alle zu schaffen.
Situation im Ankerzentrum verbessern
Grünes Bamberg bleibt dabei: Die ANKER-Einrichtung Oberfranken in Bamberg muss
so schnell wie möglich geschlossen werden. Das ANKER-Konzept zur Erstaufnahme
geflüchteter Menschen lehnen wir ab,
Die bayerische CSU/FW-Staatsregierung hat einseitig verkündet, dass sie an der
ANKER-Einrichtung Oberfranken (AEO) im Bamberger Osten festhalten möchte. Damit
verletzt sie die von ihr im Jahr 2015 gegenüber der Stadt Bamberg schriftlich
erklärte Zusicherung, dass die Einrichtung spätestens Ende 2025 geschlossen
werden soll: „unwiderrufliches Ende mit dem Ablauf des Jahres 2025“. Wir
verurteilen diesen Wortbruch.
denn wir wollen, dass Geflüchtete menschenwürdig leben können. Ankerzentren
leisten dazu keinen Beitrag: Längere Aufenthalte führen oft zu Depressionen,
Retraumatisierungen und weiteren Belastungen – besonders für Kinder. Statt
Isolation brauchen Geflüchtete von Beginn an sichere Perspektiven und gute
Rahmenbedingungen für ein selbstbestimmtes Leben. Deshalb setzen wir uns dafür
ein, dass niemand länger als drei Monate in einem Ankerzentrum bleiben muss und
Menschen mit Erstablehnung während ihrer Gerichtsverfahren aus dem Ankerzentrum
verlegt werden.
Wir erkennen an, dass eine schnelle Schließung des Ankerzentrums aufgrund des
Wortbruchs des Freistaats Bayern derzeit nicht möglich ist. Darum setzen wir uns
dafür ein, dass die Situation für die Menschen vor Ort spürbar verbessert wird.
Wir fordern die Staatsregierung dazu auf, die maximal mögliche Belegung der
ANKER-Einrichtung deutlich zu reduzieren. Freiwerdenden Flächen soll die
Staatsregierung zum möglichen Kauf durch die Stadt Bamberg freigeben. Wir setzen
uns dafür ein, dass bei der Unterbringung mindestens "Hostel-Standard" herrscht.
Konkret bedeutet dies maximal 2 Personen pro Zimmer, abschließbare Zimmertüren
und Spinde, Schränke und funktionsfähige Gemeinschaftsküchen in den Wohnungen.
Familien sollen Wohnungen alleine für sich beziehen. Die Unterbringung darf
zudem höchstens sechs Wochen dauern. Wir setzen uns dafür ein, dass
psychologische und psychotherapeutische Betreuung durch zwei Vollzeitkräfte
sichergestellt wird, die über besondere Kompetenzen in Traumatherapie und
Resilienzarbeit verfügen. Außerdem setzen wir uns dafür ein, dass alle Gebäude
mit WLAN ausgestattet werden und in den Wohnungen Herde eingebaut werden, damit
die Menschen selbstständig kochen können.
Integration in allen Stadtteilen stärken
Wir wollen eine möglichst gleichmäßige Verteilung von Menschen mit
Migrationshintergrund auf alle Stadtteile, damit Integration besser gelingt und
keine Viertel überlastet werden. Wo das nicht möglich ist, setzen wir uns dafür
ein, dass Schulen mit hohem Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund mehr
Personal und finanzielle Unterstützung erhalten.
Ehrenamt als Motor der Integration unterstützen
Ehrenamtliche in Vereinen, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden und Hilfsorganisationen
leisten unverzichtbare Integrationsarbeit – sei es durch Beratung,
Sprachförderung, Nachhilfe oder Bewerbungstrainings. Dieses Engagement wollen
wir stärker anerkennen und die Organisationen durch langfristige Zuschüsse
finanziell absichern.
Viele Initiativen in der Integrationsarbeit fehlen Räume. Deshalb wollen wir
eine stadtweite Übersicht über kostenfrei nutzbare Begegnungsräume in Schulen,
Kirchen und Einrichtungen erstellen.
Gleichzeitig wollen wir Menschen mit Migrationshintergrund frühzeitig einbinden,
damit sie ihre Fähigkeiten in die Stadtgesellschaft einbringen können. Auch in
Vorständen von Vereinen und städtisch geförderten Einrichtungen sollen sie
stärker vertreten sein.
Engagement für Integration sichtbar machen
Um das Engagement für Integration in unserer Stadt sichtbar zu machen, wollen
wir einen jährlichen Integrationspreis (5.000 Euro) sowie einen
Integrationsgipfel einführen. Dort sollen Stadt, Vereine,
Migrant:innenorganisationen und Arbeitgeber:innen zusammenkommen, um sich zu
vernetzen und gemeinsame Projekte anzustoßen.