| Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm 2026 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | TOP 2 Beschluss Kommunalwahlprogramm 2026 |
| Status: | Beschluss |
| Beschlossen am: | 20.11.2025 |
| Antragshistorie: | Version 2 |
Kultur
Text
Kultur
Kultur ist Lebenselixier, Motor gesellschaftlicher Entwicklung und Rückgrat
einer resilienten Demokratie. Gerade eine Stadt wie Bamberg, die sich mit dem
Titel Welterbe schmückt, muss Kultur als besonders schützenswertes Gut achten.
Wir vertreten ein breites Verständnis von Kultur, das sich durch Offenheit
gegenüber verschiedenen gesellschaftlichen Feldern auszeichnet und in diesen
wiederum konsequent mitgedacht werden muss.
Wir wollen mehr Räume für Kultur schaffen, Initiativen fördern und das Amt für
Kultur als vermittelnde, vernetzende und beratende Instanz stärken. Der
Bamberger Sozialpass soll kulturelle Teilhabe auch mit schmalem Geldbeutel
sichern. Zentrale Anliegen sind für uns außerdem die gleichberechtigte Förderung
der freien Szene und etablierter Kultur sowie eine Stärkung und Diversifizierung
der städtischen Erinnerungskultur.
Mehr Raum für Kultur schaffen
Kulturschaffende brauchen Proberäume, Ateliers, Coworking-Spaces oder auch
Veranstaltungsräume. Wir setzen uns dafür ein, dass die Stadt Bamberg dieser
Gruppe angemessenen Raum zur Entfaltung bietet, Zwischennutzung ermöglicht und
Räume kostengünstig zur Verfügung stellt.
Für das Kesselhaus am Leinritt als Kunstraum setzen wir uns weiter aktiv ein.
Wir wollen, dass es auch zukünftig als Ausstellungs- und Experimentierraum für
zeitgenössische bildende Kunst erhalten bleibt. Außerdem soll es dort Raum für
kulturelle Bildung geben. Das Kesselhaus ist ein Ort der gesellschaftlichen
Begegnung und der Auseinandersetzung, den wir brauchen. Die Machbarkeitsstudie
für das Kesselhaus soll entsprechend zeitnah umgesetzt werden.
Wir fordern zudem, dass die bereits bestehenden Konzepte zur Realisierung eines
Kulturquartiers auf dem Lagarde-Gelände umgesetzt werden. So soll die Reithalle
als soziokulturelles Zentrum ausgebaut werden. Wir stellen uns die Reithalle als
Ort der Begegnung im Quartier für alle vor, von den Bürgervereinen über
Familien, kulturelle Bildung bis zur freien Kunstszene. Denkbar ist auch die
Installation eines Museums zur vielfältigen und spezifischen Geschichte dieses
Geländes. Das Lagarde-Kulturquartier soll durch vielseitige Veranstaltungen
belebt und bekannt gemacht werden.
Kooperationen erhöhen
Eine Kulturstadt wie Bamberg muss Kulturschaffende bei der Suche nach
entsprechenden Räumlichkeiten unterstützen, stadteigene Liegenschaften auf
Tauglichkeit für die Nutzung als Kulturräume prüfen, und offensiv Kontakt mit
Grundstücksbesitzenden, Firmen und anderen relevanten Akteuren aufnehmen.
Beispielsweise sollen etwa etwa Lagerhallen o.als Werkstätten, Ateliers oder
Probenräume nutzbar gemacht werden. Ein digitales, smartes Leerstands- und
Zwischennutzungsmanagement unter der Führung des Kulturamts kann hier ein
sinnvolles Instrument sein.
Bestehende Kooperationen zwischen stadteigenen Kulturräumen wie dem E.T.A.
Hoffmann-Theater und der freien Szene, sollen weiter ausgebaut werden.
Entsprechend ist auch eine Einbindung der Konzert- und Kongresshalle und der
Brose-Arena anzustreben. Diese müssen zu bezahlbaren Mieten für die Bamberger
Kulturszene nutzbar sein.
Kultur in alle Stadtteile tragen
Kunst und Kultur dürfen dabei nicht nur im Stadtzentrum erlebbar sein. Alle
Bamberger Stadtteile müssen in ihrer Vielfalt ebenfalls als kulturelle Räume in
den Fokus genommen werden. Auch unerwartete Räume, an denen sich
gesellschaftliches Zusammenkommen konkret ereignet, wie Spielplätze, Freiflächen
oder sogar Parkhäuser, können dabei zu Kunst-Räumen werden.
Kultur finanziell stärker fördern
Strukturen der Projektförderungen sollen vereinfacht und institutionelle
Förderungen gestärkt werden. Freie Kultur darf nicht rein ehrenamtlich leben.
Wir wollen eine angemessene Vergütung dieser Leistungen, um sie langfristig zu
erhalten. Insbesondere fordern wir eine Erhöhung der finanziellen Mittel des
Globalbetrags Kultur auf fünf Prozent des Kulturhaushalts. Diese Mittel sollen
für Projekte und Initiativen der freien Szene zur Verfügung stehen.
Als Förderinstrument der vielseitigen kulturellen Infrastruktur Bambergs und
insbesondere der freien Szene setzen wir uns gemeinsam mit der grünen
Landtagsfraktion für die Möglichkeit der Etablierung kommunaler
Kulturförderabgaben ein. Eine touristisch populäre Welterbestadt wie Bamberg
würde hiervon in besonderer Weise profitieren.
Gleichberechtigung der Kunstszenen schaffen
Wir wollen, dass die freie Kulturszene und die etablierte Kulturlandschaft
gleichberechtigt wahrgenommen werden. So sollte bei der Erstellung des
Jahresplans für Kultur die freie Szene gleichberechtigt berücksichtigt und somit
auch Synergien nutzbar gemacht werden. Der vorhandene Kulturbericht soll um die
detailliertere Beschreibung der freien Szene ergänzt werden. Außerdem sollen im
Kulturbericht Perspektiven für die nächsten Jahre und die Entwicklung der
Kulturszene aufgezeigt werden.
Kultur auf allen Ebenen besser fördern
Um Kulturförderung weiter zu entwickeln, bedarf es einer entsprechenden
Stadtverwaltung im Sinne eines Kulturreferats und eines Kulturamts. Diese sollen
eine kreative, voranschreitende fortschrittliche und wegbereitende Rolle
einnehmen. Das Kulturamt soll um Rat suchende Kulturschaffende und Bewohnende
Bambergs, die kulturelle Projekte vorantreiben, bei Behördengängen unterstützen
und bei der Suche nach Kooperations- und Finanzierungsmöglichkeiten eine
vermittelnde Rolle einnehmen. Engagierte Menschen der Stadt sollen spüren, dass
ihre Ideen willkommen sind und finanzielle Wege hierfür gefunden werden.
Auch Projektvorschläge, z. B. aus Schulen, von Studierenden oder von Vereinen,
müssen ernst genommen und unterstützt werden. Gezielt sollen auch
Kulturschaffende mit Flucht- und Migrationshintergrund begleitet werden, die für
sich im hiesigen Kultursystem erst einen gangbaren Weg finden müssen. Der Aufbau
eines Mentoring-Systems mit Tandems aus erfahrenen und neuen Kulturschaffenden
sowie Coaching-Angebote gehören ebenfalls zur Aufgabe einer
bedürfnisorientierten Kulturpolitik bzw. Stadtverwaltung.
Kulturellen Austausch stärken
Die Zusammenarbeit aller Kultureinrichtungen in der Region Bamberg, auch mit
Blick auf die freie Szene, soll durch regelmäßige Treffen gefördert werden, die
aktiv auf die Kulturpolitik Einfluss nehmen. Ein gemeinsames Vorgehen mit dem
Landkreis ist hier auszubauen und mitzudenken. Nur so ist eine Kulturentwicklung
auf der Höhe der Zeit möglich.
Auch der Austausch mit den Partnerstädten soll in dieser Hinsicht verstärkt
werden. Gerade die Integration der freien Szene in diesen Austausch halten wir
für wesentlich. Ebenfalls sind Kulturinstitutionen in den
NachbarstädtenNachbarstädten, darunter die Metropolregion Nürnberg/VGN,
Schweinfurt, Kulmbach, Hof uvm., für mögliche Kooperationsprojekte anzusprechen.
Werbung und Würdigung für Kultur vorantreiben
Zur Förderung der Kultur in Bamberg braucht es eine wirksame Pressearbeit und
Werbung, sowohl in offiziellen Publikationen, wie dem Rathausjournal, als auch
in öffentlichen Gebäuden, wie zum Beispiel dem Tourismus & Kongress Service oder
dem Rathaus. Auf die digitalen Möglichkeiten über Social-Media-Kanäle ist dabei
verstärkt zurückzugreifen.
Um die Arbeit von Kunstschaffenden angemessen zu würdigen, steht die Stadt in
der Verantwortung, die Szene auch in dieser Hinsicht angemessen zu unterstützen.
Wenn sich die Stadt bei eigenen Veranstaltungen und Ausstellungen der Werke und
der Auftritte von Kunstschaffenden bedient, müssen diese grundsätzlich über
einen Etat angemessen bezahlt werden.
Junge Menschen in den Fokus rücken
Bamberg wird als Stadt maßgeblich durch junge Menschen und junge bzw.
studentische Kultur geprägt. Diese kämpfte in den letzten Jahren zunehmend um
ihre Freiräume. Gerade für Orte der Draußen-Kultur ohne Konsumzwang müssen
sinnvolle Lösungen gefunden werden.
Die alternative Clubkultur darf keinesfalls noch weiter schrumpfen. Deshalb
setzen wir uns dafür ein, die Clublandschaft stärker zu fördern. Die Sperrstunde
wollen wir neu diskutieren, da sie nicht die gewünschten Effekte erzielt hat hat
und außerdem restriktiv ist.
Das Kontaktfestival soll dauerhaft etabliert werden. Ebenso braucht junge Kunst
wie etwa Graffiti-Kunst, passende Räume und Flächen. Auch junge Bands und
Ensembles sind auf angemessene Probe- und Aufführungsräume angewiesen. Junger
Kultur sollen überdies gezielte Förderinstrumente seitens der Stadt zur
Verfügung gestellt werden. Daher wollen wir uns dafür einsetzen, dass ein
entsprechendes Budget, wie ein Sonderfonds s Junge Kultur, für Ausstellungen,
Konzerte und Aufführungen junger Kultur in Bamberg geschaffen wird.
Positive Entwicklung der Museen weiterführen
Die Bamberger Museen sind in den letzten Jahren in einem fortlaufenden
Entwicklungsprozess, der positiv zu bewerten ist, da sowohl Barrierefreiheit als
auch Aspekte der kulturellen Bildung im Museum, früher bekannt unter
Museumspädagogik, im aktuellen Betrieb umgesetzt werden. Weiterhin begrüßen wir
es, dass die ersten Vorstöße, die freie Bamberger Kunstszene in den laufenden
Ausstellungsbetrieb der Museen durch künstlerische Interventionen einzubinden,
umgesetzt wurden. Wir unterstützen die Ausweitung dieser guten Symbiose der
institutionellen und der freien Kunstlandschaft. Außerdem wünschen wir uns
Museumsführungen und Infomaterialien in einfacher Sprache.
Neue Wege der Erinnerungskultur beschreiten
Erinnerung und Vermittlung geschichtlichen Wissens jenseits von Heinrich und
Kunigunde und dem Welterbe sind für die Stadt Bamberg unabdingbar. Gerade vor
dem aktuellen gesellschaftlichen Hintergrund ist selbstkritische Erinnerung eine
wesentliche kommunale Aufgabe.
Ein Dokumentationszentrum soll das Andenken an alle Opfer der Gewaltherrschaft
des Nationalsozialismus und auch das Widerstandsgedenken lebendig halten. Dabei
soll die Tatsache, dass die Verbreitung der NS-Ideologie besonders in Bamberg
stark betrieben wurde, spezifische Beachtung finden. Wir wollen ein solches
Dokumentationszentrum räumlich dauerhaft institutionalisieren.
Darüber hinaus muss die Stadt Bamberg im Sinne eines zukunftsorientierten
demokratischen Miteinanders auch die Relevanz anderer herausfordernder Aspekte
ihrer Geschichte, wie die Marginalisierung gesellschaftlicher Minderheiten seit
dem Mittelalter, die Verstrickung in Strukturen des Kolonialismus, die Rolle
bestimmter Gruppen, wie der Ulanen, im Ersten Weltkrieg, oder das deutsche
Deutsche Schweigen nach 1945, ernst nehmen und produktiv reflektieren. Die
Zusammenarbeit mit Partnerstädten und anderen Bamberg verbundenen Städten muss
vor diesem Hintergrund ausgeweitet werden. Unabdingbar für eine Neugestaltung
des städtischen Raums ist eine kritische Auseinandersetzung mit bestehenden
Platz- und Straßennamen (siehe dazu Kapitel Feminismus und Queer LINK). Kunst-
und Kulturprojekte können den gemeinsamen Reflexionsprozess anregen und
begleiten.
Kultur lebt von sozialer Teilhabe
Eine möglichst große und sozial gerechte Teilhabe ist ein zentrales grünes Ziel.
Der Bamberger Sozialpass,Sozialpass auch bekannt als SozCard, soll entsprechend
um Möglichkeiten der kulturellen Teilhabe erweitert und um passgenaue Angebote
für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ergänzt werden.
Kultur in der Stadtentwicklung stets mitdenken
Bei der Stadtteilarbeit muss Kultur selbstverständlich mitgedacht und ein
niedrigschwelliger Kontakt zwischen Kultur und Stadtgesellschaft angestrebt
werden. Stadtteilzentren sollen ein Ort sein, an dem Kultur stattfindet wie auch
entsteht, und an dem sie vernetzt und verankert wird. Öffentlichen Raum, gerade
auch in den Stadtteilen, wollen wir für kulturelle Zwecke und selbst
organisierte Nachbarschaftskultur nutzen. Hierdurch wird eine Stadtteil-
Identität und Gemeinschaft gestiftet, die nicht kommerzorientierten Mega-Events
unterliegt.
Kultur muss immer und unbedingt in der Entwicklung von Stadtteilen als zentraler
Baustein eines zukunftsorientierten Strebens nach mehr Teilhabe und
Lebensqualität stets mitgedacht werden (siehe dazu auch Kapitel
Stadtentwicklung). Kunst und Kultur sind in ihrer einzigartigen Qualität als
universale Sprache bestens dazu geeignet, Menschen aus verschiedenen
Lebenskontexten zusammenzubringen und im gegenseitigen Verstehen
unterschiedlicher Bedürfnisse und Anliegen zu unterstützen.