| Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm 2026 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | TOP 2 Beschluss Kommunalwahlprogramm 2026 |
| Status: | Beschluss |
| Beschlossen am: | 20.11.2025 |
| Antragshistorie: | Version 2 |
Natur- und Umweltschutz
Text
Natur- und Umweltschutz
Wir übernehmen Verantwortung für die Zukunft unserer Stadt. Das bedeutet, dass
wir die Umwelt vor Ort und die Gesundheit aller Menschen, die hier leben und
sich aufhalten, schützen. Umwelt-, Natur- und Gesundheitsschutz sind untrennbar
miteinander verbunden. Die Qualität unserer Luft, unseres Wassers, unserer Böden
und unserer Grünflächen hat direkte Auswirkungen auf das Wohlergehen aller
Menschen in Stadt und Landkreis Bamberg. Wir setzen uns dafür ein, dass
Umweltbelange systematisch in kommunale Entscheidungen einfließen. Dies dient
als Grundlage für eine nachhaltige Stadtentwicklung, die sowohl die Natur und
Umwelt als auch die Gesundheit der Menschen schützt.
Zukunft und Lebensqualität sichern
Umweltschutz heißt zugleich Gesundheitsschutz. Jeder Schritt zur Reduktion von
Schadstoffen, zur Erhaltung und Verbesserung von Grünflächen oder zur
Minimierung von Umweltbelastungen trägt direkt zu einer höheren Lebensqualität
in Bamberg bei. Wir gestalten unsere Stadt so, dass sie zukunftsfähig wird und
gegen Klima- wie auch Umweltveränderungen gewappnet ist. Dieses Ziel verfolgen
wir zugunsten heutiger und künftiger Generationen.
Mehr Grün in der Stadt
Naturnahe Grünflächen und Stadtbäume sind für unser aller Wohlbefinden, für das
Stadtklima, gerade angesichts der stark zunehmenden Hitzetage, den Naturhaushalt
und für die Artenvielfalt von zentraler Bedeutung.
Wir wollen die vorhandenen Grünflächen in der Stadt erhalten und nach
Möglichkeit weitere schaffen. Dies gilt auch für Frischluftgebiete und
Frischluftschneisen. Grünzüge oder Frischluftschneisen sollen in der
Stadtplanung einen hohen Rang haben, sodass sie nicht durch zukünftige Bebauung
unterbrochen werden.
Das städtische Förderprogramm für Dach- und Fassadenbegrünung soll fortgesetzt
und deutlich aufgestockt werden. Die Stadt soll hier mit gutem Beispiel
vorangehen und die Dächer und Fassaden städtischer Gebäude nach Möglichkeit
begrünen. Das verbessert das Mikroklima in der Stadt sowie die Luftqualität in
den Straßen und erhöht die Aufenthaltsqualität im Allgemeinen. Zudem werden
Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen. Ebenso wird Regenwasser durch
entsprechende Maßnahmen zurückgehalten. (siehe dazu auch Kapitel Klimaschutz und
Klimaanpassung LINK)
Lebensqualität durch gesunde Bäume steigern
Die Stadtbäume sind uns ein wichtiges Anliegen. Wir setzen uns dafür ein, dass
leere Baumscheiben umgehend mit geeigneten Bäumen bepflanzt werden. Darüber
hinaus sollen zahlreiche Straßenbäume neu gepflanzt werden.
Viele Baumscheiben sind zu klein, etwa in der Friedrichstraße oder der
Luitpoldstraße. So können die Bäume auf Dauer nicht überleben und den Menschen
in Bamberg weder Kühle noch Schatten spenden. Wir wollen deshalb die
Baumscheiben von möglichst vielen Stadtbäumen erweitern und, wo möglich, zu
Baumstreifen verbinden. Neue Baumscheiben müssen ausreichend groß geplant
werden.
Lavasteine oder Ähnliches haben in Grünflächen nichts zu suchen. Beispielsweise
sollen die Lavasteine an der Promenade entfernt und die Baumscheiben stattdessen
naturnah gestaltet werden, etwa mit robusten und pflegeleichten Wildkräutern.
Wasser gekonnt nutzen
Wir wollen außerdem, dass die Freilegung und Renaturierung von verrohrten Bächen
und Gräben im Stadtgebiet geprüft wird, um mehr offen fließende Gewässer zu
schaffen, was sich positiv auf das Mikroklima und die Artenvielfalt auswirken
wird.
Die Landschaftsplanung soll in der Stadtentwicklungspolitik den gleichen
Stellenwert erhalten wie die Bebauungsplanung. Wir wollen, dass sich die Stadt
in Überschwemmungsgebieten, etwa in den Buger Wiesen oder im Main-Regnitz-
Dreieck, für eine Rückführung von Äckern zu Wiesen einsetzt.
Unsere Wälder schützen
Wir wollen, dass zehn Prozent des städtischen Waldes aus der wirtschaftlichen
Nutzung genommen und so zum Naturwald werden.
Der Hauptsmoorwald nimmt in Bezug auf Naturhaushalt, Stadtklima und Erholung
eine zentrale Stellung für Bamberg ein. Wir wollen diesen in seiner Gesamtheit
erhalten. Die Stadt muss ihre Bemühungen, die Flächen zu erwerben unbedingt
fortsetzen.
Außerdem wollen wir in einem ersten Schritt die Naturflächen weitgehend sichern.
Die Flächen im Umfeld von Schießplatz und auf dem MUNA-Gelände sollen durch das
zuständige Landratsamt weitgehend als Bannwald ausgewiesen werden.
Besondere Verantwortung trägt Bamberg für verschiedene Großkäferarten, die an
den alten Bäumen des Hains vorkommen. So hat der Heldbock einen von nur ganz
wenigen Fundorten in ganz Bayern im Bamberger Hain. Bei der Pflege des Hains
muss dem Erhalt der Großkäferarten absolute Priorität eingeräumt werden.
Biotopflächen ausweiten
Wir wollen dafür sorgen, dass der Biotopflächenanteil im Stadtgebiet von
mindestens 13 Prozent erhalten bleibt und auf einen Anteil von bis zu 20 Prozent
erweitert wird. Alle Eingriffe in Natur und Landschaft im Stadtgebiet sollen
unmittelbar mit der Schaffung von Ersatzflächen im Stadtgebiet ausgeglichen
werden.
Die für Bamberg typischen Sandlebensräume kommen derzeit nur noch in Restflächen
vor und müssen als artenreiche Biotope unbedingt erhalten bleiben. Deshalb
wollen wir, dass das bestehende kleine Naturschutzgebiet auf der MUNA nach
Norden bis zur Geisfelder Straße erweitert wird und die Sandlebensräume auf dem
ehemaligen Schießplatz als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden.
Die Nutzung durch Flugbetrieb und Schießübungen wird hiervon nicht
beeinträchtigt. Als großen Erfolg für den Naturschutz können wir die Ausweisung
des Flugplatzes Breitenau als Naturschutzgebiet feiern.
Versiegelung und Verschotterung entgegenwirken
Über das Projekt Mitmachklima wurden in Kooperation von Stadt und BUND
Naturschutz Patenschaften für Baumscheiben umgesetzt. Dieses wollen wir ausbauen
und weiterentwickeln. Das Konzept kann auf weitere kleine Grünflächen, ganz oder
in Teilen, ausgeweitet werden. So können die Menschen ihr unmittelbares Umfeld
grün mitgestalten, mitpflegen und sowohl das Mikroklima, die Artenvielfalt als
auch die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessern.
Die Verschotterung und Versteinerung von Vorgärten bei Firmengebäuden und
Wohnhäusern macht jede Artenvielfalt zunichte und verstärkt die Erhitzung der
Stadt. In jedem zukünftig verabschiedeten Bebauungsplan muss festgelegt werden,
dass nicht baulich genutzte Freiflächen von Baugrundstücken als unversiegelte
Vegetationsflächen gärtnerisch anzulegen sind (siehe dazu auch Kapitel
Klimaschutz und Klimaanpassung LINK). Demnach sollen Kies-, Schotter und
ähnliche Materialschüttungen sowie nicht durchwurzelbare Folien nicht mehr
zulässig sein. Falls mildere Maßnahmen zur Erreichung des Ziels nicht
substantiell die gleiche Wirksamkeit entfalten sollten, möchten wir, dass der
Erlass eines Verbots von solchen Schottergärten geprüft wird.
Grünes für die Menschen nutzbar machen
In Zeiten des rasanten Klimawandels und extremer Hitzeperioden müssen
Grünflächen und Stadtbäume zukunftsfähig gemacht werden. Wir fordern die
Entwicklung eines Pflegekonzepts, sodass mit angepassten Pflegemaßnahmen auf
diese Entwicklungen reagiert werden kann und Verluste möglichst gering gehalten
werden.
Wir wollen das städtische Grün nutzbar machen für die Menschen in Bamberg. Nach
dem Motto Pflücken erlaubt statt Betreten verboten sollen ausgewählte
Grünflächen in den Stadtteilen mit Obst- und Gemüsepflanzen und Kräutern
bepflanzt werden. Alle Menschen der Stadt dürfen sich daran bedienen. Wir wollen
durch Gemeinschaftsaktionen zur Pflege Groß und Klein zusammenbringen. Dies
schafft Wertschätzung und den Nutzen für den regionalen Anbau.
Alle Menschen in Bamberg werden aktiv
Wir fördern Initiativen, welche die Menschen in Bamberg aktiv einbeziehen.
Projekte zur Luft- und Wasserqualität, naturnahe Grünpflege und Bildungsangebote
zu Umwelt- und Gesundheitsthemen sind einige von vielen Ideen.. Mitmachen,
mitgestalten, Verantwortung übernehmen ist unser Ansatz für einen lebendigen,
nachhaltigen und gesunden Stadtraum.
Mehr ökologische Grünpflege betreiben
Wir wollen ein ökologisches Grünflächenmanagement auf allen Grünflächen
etablieren. Das heißt, dass keine übertriebene Pflege von Grünland, Rasenflächen
und -streifen betrieben werden soll. Wir fordern, dass entlang von Straßen
prinzipiell höchstens ein bis zu zwei Mal pro Jahr gemäht wird, sofern diesem
Vorhaben die Verkehrssicherheit oder eine intensive Erholungsnutzung nicht
entgegenstehen. Als Folge werden sich artenreiche Wiesen und wertvolle
Lebensräume für Mensch und Natur in Bamberg entwickeln. Wir begrüßen
Wildnisflächen in der Stadt, sogenannte Urbane Wildnis, die sich ohne weitere
Pflege frei entwickeln darf.
Schutzflächen schützen und ausweiten
Wir wollen das Grün in der Stadt schützen und ausbauen. Dabei sollen die
vorhandenen 13 Prozent Biotopfläche erhalten und nach und nach schrittweise auf
20 Prozent ausgebaut werden. Wir setzen uns dafür ein, dass zehn Prozent
Naturwald ausgewiesen werden. Bei Neubaugebieten fordern wir einen
Grünflächenanteil zwischen 20 und 30 Prozent und bei Dachbegrünungen 50 Prozent.
Die Flächenversiegelung soll möglichst gestoppt werden. Zudem setzen wir uns für
eine Entsiegelung von versiegelten Flächen ein (siehe dazu auch Kapitel
Stadtentwicklung LINK). Bamberg soll zur pestizidfreien Stadt werden. Der MUNA-
Wald soll als Waldschutzgebiet und der Schießplatz als Naturschutzgebiet
ausgewiesen werden. Wir setzen uns für eine sofortige und konsequente Umsetzung
der vom Stadtrat beschlossenen Bamberger Strategie für biologische Vielfalt ein.
Politik stärker auf evidenzbasierte Forschung stützen
Wir wollen Entscheidungen in Umweltfragen weiterhin auf solide wissenschaftliche
Grundlagen stützen. Die Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten, wie
Forschungszentren, Universitäten und weiteren nationalen wie internationalen
Kooperationspartnern ist dafür entscheidend. Nur so können wir die Auswirkungen
von Umweltveränderungen auf die Natur und die Gesundheit zuverlässig verstehen
und hiervon ausgehend gezielt handeln. Forschungsergebnisse sollen frühzeitig in
politische Entscheidungen einfließen, um präventiv Maßnahmen ergreifen zu
können, die langfristig Mensch und Natur schützen.
Verbindliche Standards setzen und kontinuierlich kontrollieren
Wir setzen auf klare Richtlinien für Umweltschutzmaßnahmen und deren
kontinuierliche Überprüfung. Dies gilt sowohl für kommunale Flächen und
städtische Gebäude als auch für Projekte, die von privaten und gewerblichen
Partnern umgesetzt werden. Nur verbindliche Standards und regelmäßige Evaluation
sichern den langfristigen Erfolg von Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschutz für
ein zukunftsfähiges Bamberg.
Naturschutz im Winterdienst stärker kontrollieren
Außerdem soll der Einsatz von Salz beim Winterdienst auf Gehwegen nur in
absoluten Ausnahmefällen möglich sein. Das bestimmt zwar schon heute die
geltende Ortssatzung, aber die Einhaltung wird von der Stadt kaum überprüft. Das
Salz gefährdet nicht nur Tierpfoten und Hauswände, sondern auch Straßengrün und
Grundwasser. All dies gilt es zu schützen. Wir setzen uns dafür ein, dass die
Einhaltung der Satzung konsequent geprüft wird.