| Veranstaltung: | Kommunalwahlprogramm 2026 |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | TOP 2 Beschluss Kommunalwahlprogramm 2026 |
| Antragsteller*in: | Peter Enzenberger (KV Bamberg-Stadt) |
| Status: | Erledigt durch: A4-001: Energie |
| Verfahrensvorschlag: | Erledigt durch: A4-001 |
| Angelegt: | 12.09.2025, 20:26 |
A23: Mit.Neuer.Energie
Antragstext
Bamberg verspricht: Energie-Autarkie bis 2035
Gemeinsam, regional, sicher – Wir packen’s an!
Die Energiewende ist der wichtigste Hebel für den Klimaschutz und für die
Zukunft des Wirtschaftsstandorts Bamberg. Wir sehen sie als Chance, in Bamberg
Forschung, Entwicklung und Gewerbe anzusiedeln. Erneuerbare Energien schaffen
Einnahmen vor Ort und machen uns unabhängig. Wir alle können von sauberen und
erneuerbaren Energie profitieren: Kommunen, Haushalte und die Wirtschaft.
Strom, Wärme, Verkehr und mehr - die Region Bamberg will ihren gesamten
Energieverbrauch bis 2035 mit Erneuerbaren Energiequellen (EE) selbst lokal
erzeugen. Mit wirtschaftlichen und langfristig stabilen Preisen und mit
Steigerung der regionalen Wertschöpfung. Derzeit werden in der Stadt und im
Landkreis große Solarkraftwerke und riesige Windanlagen gebaut und viele
Gemeindeflächen dazu genutzt. Die wirtschaftlichen Vorteile beim Bau und Betrieb
der ortsnahen Stromerzeugung sollen und können direkt der Region zugute kommen.
Spezialisierte und erfahrene Firmen bieten interessante Bau- und vor allem
langfristige Betriebsoptionen an. Nicht nur private Haushalte, auch Gewerbe,
Industrie und die Landwirtschaft sollten interessante und langfristige Angebote
erhalten. Sie können so in passender Weise an den Erneuerbaren Energien
wirtschaftlich erfolgreich teilhaben.
Wirtschaftliche Wege zum Klimaziel
Viele Landkreisgemeinden haben in den letzten Jahren eigene Ansätze entwickelt
und verschiedenste Ideen und Teilaspekte auf dem Weg zur Energieautarkie
tatkräftig umgesetzt. Der Umgang mit den Erträgen in den anvisierten mindestens
20 Jahren Betriebszeit ist sehr unterschiedlich und die genaue Form der
Gemeinde- und Bürgerbeteilung lohnt einen Blick auf die Details. Ein gezielter
Erfahrungsaustausch zwischen Stadt und den Landkreis-Gemeinden wird hier für
eine gemeinsame und schnellere Umsetzung erfolgreicher Konzepte sorgen.
Langfristige Perspektiven für Energieversorgung
Der langfristige Betrieb muss eine enge Einbindung von Firmen und Bevölkerung
anstreben. Während der Energiekrise wurde deutlich, wie anfällig Haushalte,
Gewerbe und Industrie bei starken und extremen Schwankungen der Strompreise sein
können. Gegen diese bedrohlichen Einwirkungen ist die versprochene, weitgehend
autarke Energieversorgung sehr zielführend und schon jetzt wirtschaftlich
vorteilhaft. Die Renditen der Investitionen in Erneuerbare Energien und deren
Erträge können und sollten langfristig stabil und gut geplant sein.
Direktlieferungen an Abnehmer mit bekanntem Leistungs- und Energiebedarf spielen
hier eine wichtige Rolle.
Energie für Gewerbe und Industrie
Für ansässige Betriebe und für die Standortsuche ansiedlungswilliger, neuer
Firmen ist die Frage nach einer nachhaltigen Energieversorgung von zentraler
Bedeutung. Gerade jetzt in den Jahren nach den Teuerungswellen der Energiekrise
am Anfang der 20er Jahre. Vielen Betrieben ist die enorme Unsicherheit während
und nach dieser Krise noch in Erinnerung. Für die Standortsicherheit sind
zukunftsweisende, lokale Energieversorgungskonzepte gefragt. Industrie, Handel
und Gewerbe fordern planbare und wirtschaftlich tragbare Energiepreise und
entsprechende Vorschläge für eine dauerhafte Sicherung des angestammten oder
anvisierten Standortes. Auch dies ist ein wichtiges Ziel lokaler Grüner Energie-
und Klimapolitik.
Neue Stromtarife und Tarifstrukturen ermöglichen
Stadt und Landkreis entwickeln zusammen ein Konzept für eine zukunftsweisende
Energieversorgung und einer nachhaltigen, sozial gerechten Tarifgestaltung. Die
neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen zu EU-Energiegemeinschaften bieten beste
Voraussetzungen für wirtschaftlich solide, langfristig stabile und
erschwingliche Energietarife mit einer autarken und 100% nachhaltigen
Energieversorgung. Energiegemeinschaften können, auch mit Beteiligung der
Kommune und Firmen vor Ort, eine eigene Energieerzeugung betreiben und im
lokalen Verteilnetz in eigener Regie abrechnen. Damit wäre eine neuartige,
stabile, günstige Energiepreisgestaltung für die nächsten Jahrzehnte möglich.
Schon 2025 wurde vom Verteilnetzbetreiber im Landkreis Bamberg ein landesweit
einmaliges Pilotprojekt mit interessierten Haushalten gestartet, mit lokalen
Tarifen und im Rahmen von Energiegemeinschaften. Die Stromtarife orientieren
sich am aktuellen Ertrag der lokalen PV- und Windanlagen. Dieser Ansatz scheint
zukunftsfähig für stabile, langfristig kalkulierbare Strompreise ausgelegt. Je
höher die lokale Bürgerbeteiligung und der Autarkiegrad bei der Strom- und
Energieerzeugung, umso solider die langfristigen Strompreise - dieses Ziel
dürfte überall konsensfähig sein. Die Ergebnisse dieses Versuches sollen
analysiert und eine Fortsetzung und eine Ausweitung diskutiert werden.
Global denken, lokal handeln, jetzt!
Wind, Sonne andere erneuerbare, lokal erzeugte Energien sind auch finanziell
sehr interessante Investitionen in die Zukunft. Eine solide Bürgerbeteiligung
hält auch die Erträge in der Region. Wir machen uns unabhängig vom schwankenden
Börsenstrompreisen und teuren Importen.
Eine langfristig gesicherte und stabile Energieerzeugung setzt einige hundert
Mega-Watt an vorhandenen Solar- und Windanlagen voraus. Und ein Vielfaches an
langfristigen Speichern für den gesicherten Betrieb über den Winter. Sommerliche
und Herbstliche Überschüsse müssen Vorrat für eine stabile Versorgung im Winter
verfügbar sein. Gerade Balkon-PV-Anlagen können hier leider für die stabile
Versorgung in der Region nur sehr wenig beitragen. Auch geeignete städtische
Flächen, wie Brachflächen und Parkplätze, sind rar. Eine enge Zusammenarbeit mit
Landkreis und Gemeinden über die Stadtgrenzen hinweg ist für die Stadt
unabdingbar.
In Deutschland und in der Region gab es in den letzten Jahren einen enormen
Zubau an Solarflächen. Ein Strom-Überschuss von Sonne- und Wind in der Stadt und
im Landkreis wird tagsüber viel und billig "exportiert" und dann Nachts wieder
teurer zurück gekauft. Hier sind Konzepte für langfristige Energiespeicher und
ein effektives Lastmanagement gefragt. Ein Anfang wird im Landkreis schon
gemacht. Große Batteriespeicher werden errichtet. Bis zu 400 MWh sieht der
regionale Energiemonitor derzeit als gute und nützliche Speichergröße an.
Die Weltfirma Bosch entwickelt und baut in Bamberg eine der wichtigsten
technischen Komponenten der Klimawende zur Energie-Speicherung: Elektrolyseure
und Brennstoffzellen für Wasserstoff. Wasserstoff-Erzeugung vor allem aus Strom-
Überschüssen und bei niedrigen oder negativen Börsenstrompreisen ist eine
Grundvoraussetzung für den Betrieb neuer Kraftwerke. Diese sind unerlässlich für
eine stabile Stromerzeugung bei Nacht, bei Windflauten und im Winter. Die Region
Bamberg sollte als Modellregion für den effektiven praktischen und
wirtschaftlichen Einsatz dieser Technologie entwickelt werden.
Begründung
Siehe auch: https://klimabeirat.energie.bamberg.in
Der Energienutzungsplan von 2017 lieferte Daten und Fakten wie 100% Erneuerbare bis 2035 bei der Energieversorgung erreicht werden können. Die Stadt ist dabei in erheblichen Umfang auf die Zusammenarbeit mit dem Landkreis angewiesen.
Die Stromerzeugung auf Dächern und Balkonen in der Welterbestadt Bamberg kann leider nur einen kleinen Betrag zur großen Aufgabe leisten. Die Eigenversorgung steht bei ihnen im Vordergrund. Die erforderlichen Speichergrößen um tägliche PV- und Windüberschüsse in die Nacht und den Winter zu bekommen sind mit eAutos weder machbar noch praktisch handhabbar.
Im Welterbe stehen zudem viele Häuser für Dachanlagen nicht zur Verfügung. Die neuen EU-Energiegemeinschaften könnten hier mit einer neuen Tarifstruktur die Energiebelieferung in der Stadt von eigenen Anlagen im Umland ermöglichen.